Ich habe eine neue Idee für unsere „wenn-dann“-Sätze. 😉
Damit meine ich so etwas:
„Wenn meine Kinder groß sind, dann habe ich Zeit für mich.“
„Wenn ich 10 kg abnehme, dann fühle ich mich wohl.“
„Wenn ich genug Geld verdient habe, dann gönne ich mir eine Pause.“
Meine Oma ist hier mein großes Vorbild – jetzt mehr denn je.
Heute bin ich nach meinen Besorgungen durch unseren Nachbarort gefahren und habe meine Großmutter getroffen. Sie ist 86 Jahre, hat Parkinson und ist gezeichnet von einem Leben, das aus schwerer Arbeit in einer Landwirtschaft herrührt. Sie hat 4 Söhne geboren und großgezogen. Sie hat den Krieg miterlebt und erinnert sich noch heute an den Moment, als die Russen sie befreiten und ihr als Kind Schokolade brachten.
Sie war schon immer eine Macherin und stets mittendrin im Geschehen, um mit anzupacken. Und das würde sie auch heute am liebsten noch – aber ihr Körper macht leider nicht mehr mit. 😥 Der Verstand ist kristallklar und das macht es nur noch schwerer für sie.
Als ich am Straßenrand anhielt, um sie zu begrüßen, erzählte sie mir flüsternd, sie sei wieder hingefallen. Dieses Mal waren einige Menschen da, die ihr wieder aufhelfen konnten. Und das war gut so, denn sie ist zu stolz, um ihren Notknopf am Armgelenk zu drücken.
Meine Oma ist stur und genau diese Sturheit hält sie, denke ich, am Leben. Dieser Biss und der unbändige Wille zu tun und aktiv zu sein. Trotz ihrer Schmerzen geht sie täglich tapfer ihre Strecke, auch wenn sie eigentlich nicht mehr kann.
Sie möchte frei und unabhängig sein. Zumindest diesen kleinen Bereich der Selbstwirksamkeit will sie sich bewahren. 👩🦯
Ich habe mein Auto abgestellt und sie bis nach Hause begleitet. Es war heiß, ihre Beine funktionieren nicht mehr so, wie sie es sich vorstellt. Sie schiebt ihren Rollator immer weiter nach vorne in der Hoffnung, ihre Beine würden dadurch gehorchen – tun sie aber nicht.
Mich hat das heute sehr beeindruckt und gleichzeitig traurig gemacht. Meine Oma, eine Frau, die eine große Landwirtschaft geführt und die Familie zusammenhielt, ist nun gefangen in einem Körper, der sie einfach nicht mehr das tun lässt, was sie eigentlich möchte. Und trotzdem gibt sie nicht auf.
Ich kenne sehr viele Menschen, die alle Voraussetzungen haben, um tun zu können, was sie wollen. Sie tun es aber nicht. Und das stimmt mich so traurig. Denn meine Oma würde alles dafür geben, noch einmal so laufen zu können wie früher.
Und viele von uns im Alter von 30 und 55 Jahre sind sicher relativ fit und nutzen dieses Geschenk nicht. Klar, es zwickt mal hier und mal dort, aber das sind nicht die Gründe, die uns aufhalten. Das sind wir selbst.
Wir wissen alle nicht, was morgen ist und ob uns eine schlimme Krankheit einen Strich durch unsere Rechnung macht oder irgendein anderer Schicksalsschlag. Fakt ist aber, dass wir jetzt leben und ich habe mir heute geschworen, ich möchte keine Minute mehr vergeuden. Ich habe jetzt in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, einen gesunden Körper und es ist alles da, was ich brauche, um meine Ziele zu erreichen.
Ich will mich nicht selbst aufhalten. Und ich will nicht warten, bis mein Körper oder andere Dinge mich ausbremsen.
Ich kann JETZT und ich will JETZT. Und du kannst es auch! Also worauf willst du warten? Lass uns starten!!!
Alles Liebe,
deine Natascha